Die RENAISSANCE, die den grossen Irmenhof des Heidelberger Schlosses entscheidend bestimmt, hat Im Stadtbilde Heldelbergs lediglich Im ~Ritter" einen allerdings in Deutschland ungewöhnlichen Ausdruck gefunden, Das seltene Gebäude, herausgewachsen aus der mittelalterlichen Architektur des alten Heidelberg, vorbindet die nicht zu verkennende Form des deutschen Giebel-' hauses mit der Reichhaltigkeit der Fassadenbelebung durch die Renaissance. Wie ein kostbares altes Schmuckstück nimmt sich heute dieses Gebäude inmitten der einfachen Häuser aus. Die üppige Verzierung des Hauses ergreift hier nicht den ganten■ Bau in einheitlicher'' Durchdringung. Sie erscheint vielmehr auf elne ruhige Grundfläche aufgetragen. ■ Die aufstrebende Gliederfing stützt die Anordnung der verschiedenartigen griechischen Säulen. Bewusst in den Vordergrund treten, am ergiebigsten geschmückt (auch mit Hermen), die Erker. Sie begünstigen das ungemein reizvolle Spiel des Uchtes auf dieser Fassade, Indem sie auch verschiedenartige Tiefenwirkungen durch die Schattenbildung erreichen. Bis zur Bekrönung durch den Ritter Ist das Gebäude mit allerhand symbolischen Darstellungen erfüllt. Ein Wappenschild, das einen Widder zeigt, weist auf den Bauherren dieses Hauses, den Flamen Karl Belier, Belier, von Beruf Tuchhändler in Doornijk, hatte als Calvinist seine Heimat verlassen und, wie viele seiner niederländischen Glaubensgenossen, In der Pfalz eine neue Heimat gefunden. Die Liebe zu künstlerischem Reichtum bei dem Bau seines neuen Hauses förderte gewiss die Erinnerung an die Kunstschätze seiner Vaterstadt, Der „Ritter", als dessen Baujahr 1592 unter dem Wappen angegeben Ist, hat im Laufe der Zeit verschiedene bauliche Aenderungen erfahren. Einer gründlichen Erneuerung wurde das. Haus erst jüngst wieder unterzogen. Als Gasthaus ist das heutige „Hotel zum Ritter" erstmals 1705 erwähnt. W, OESER

Artikel uit "Deutsche Zeitung in den Niederlanden", 08 september 1942