Lager in Frankreich
Katalog der Konzentrationslager-Dokumente, die sich bei dem International Tracing Service Allied High Commission for Germany befinden. Hrsg. v. d. Allied High Commission for Germany (HIOG), Bad Arolsen 1951. Catalogue of Concentration Camp Records held by the International Tracing Service, ed. Allied High Commission for Germany, Bad Arolsen 1951. Namen sind in der Zentralen Namenskartei (ZNK) des ITS recherchierbar Die Sammlung enthält u.a.: Häftlingslisten, Transportlisten, Zeitungsartikel, Verschiedene Verzeichnisse von in Frankreich lebenden und später deportierten Juden, vereinzelt Berichte über Festnahmen und Erschießungen, Abschublisten, Korrespondenz, Fernschreiben, Listen verstorbener Häftlinge, Listen Überlebender, Friedhofslisten Geschichte der Lager in Frankreich (Drancy, Gurs): Mit der Niederlage der französischen Armee im Juni 1940 fiel ganz Nordfrankreich unter die Besatzung der deutschen Wehrmacht. Diese beschlagnahmte im gleichen Monat in Drancy, einem Vorort nordöstlich von Paris, einen Gebäudekomplex zur Internierung von Kriegsgefangenen. Ursprünglich als Wohnanlage errichtet, hatte das moderne, hufeisenförmige Bauwerk als Polizeikaserne gedient. Mit der Verhaftung von mehreren tausend jüdischen Männern in Paris im August 1941 wurde Drancy schrittweise zu einem der zentralen Sammellager, das später weitere zehntausende Juden aus Frankreich durchliefen. Bis Juli 1943 wurde des Lagers durch die Pariser Polizeipräfektur verwaltet, wobei es von Beginn an der Kontrolle des Judenreferats der Gestapo unterstand. Zur Organisation und Bewachung des Lagers wurden Angehörige der französischen Polizei und Gendarmerie eingesetzt. Diese blieben auch nach der Übernahme des Lagers ab Juli 1943 durch die SS für die Außenbewachung zuständig. Nach dem Vorbild der nationalsozialistischen Konzentrationslager wurde von der Gendarmerie 1941 eine „Häftlingsselbstverwaltung“ aus überwiegend französischen Häftlingen eingerichtet. Sie war ab Juli 1943 für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung des Lagers verantwortlich. In dem zumeist völlig überbelegten Lager herrschten katastrophale Lebensbedingungen. Neben der Enge und den völlig unzureichenden sanitären Einrichten, hatten die Insassen vor allem mit der permanenten Unterversorgung mit Nahrungsmitteln zu kämpfen. 1942 kam die Furcht vor möglichen Deportationen hinzu. Während des Sommers 1942 begann die SS mit der systematischen Deportation von Juden aus Frankreich in die Vernichtungsstätten im besetzten Polen. Der erste Transport nach Auschwitz verließ Frankreich am 27. März. Er bestand zur Hälfte aus jüdischen Gefangenen, die in Drancy festgehalten worden waren. Bis zum 31. Juli 1944 wurden insgesamt etwa 65.000 Menschen aus Drancy in die Vernichtungslager verschleppt, von denen lediglich um die 2.000 überlebt haben. Am 17. August 1944, einen Tag vor der Befreiung von Paris durch die Alliierten, verließen die deutschen Besatzer das Lager mit 51 jüdischen Geiseln, die nach Buchenwald deportiert wurden. In Drancy verlieben 1.518 Internierte, die am 19. August unter die Obhut des Internationalen Roten Kreuzes kamen. Quelle: Karnagel, Gioial-Olivia: Drancy, Artikel in: Lexikon des Holocaust, hg. von Wolfgang Benz, München 2002, S. 54 und http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/90/Nationale-Gedenkstätte-Durchgangslager-Drancy [Stand: 31.07.2012]. Das Lager Gurs, im Südwesten Frankreichs, wurde von dem Sozialisten Marx Dormoy geführte französische Innenministerium in Gurs im April 1939 als Sammellager für geflohene Kämpfer des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) errichten. Diese hatten das Lager bis Anfang Mai 1940 nahezu verlassen können. Nach Beginn des „Westfeldzugs“ der deutschen Wehrmacht im gleichen Monat und dem Vorrücken deutscher Truppen in Frankreich begannen neue Internierungen. Die französische Regierung hielt nun tausende „Unerwünschte“ in Gurs fest, vor allem Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich und Österreich. Mit der Unterstützung der von Deutschland abhängigen Vichy Regierung verschleppten deutsche Behörden im Oktober 1940 nahezu alle Juden Badens und der Pfalz ins Innere Frankreichs: Züge der französischen Eisenbahn brachten ca. 6.500 von ihnen nach Gurs. Zusätzlich wurden zur selben Zeit noch ca. 4.300 Personen aus anderen Lagern nach Gurs überstellt. Am 1. Januar 1941 befanden sich 11.825 Personen im Lager, von denen 11.255 Juden waren. Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse und die schlechte Verpflegung führten schließlich zum Tod von ca. 1.100 Internierten. Im August 1942 erfolgten die ersten Deportationen. Von den insgesamt ca. 20.000 Personen, die von Oktober 1940 bis November 1943 im Lager interniert waren, wurden 1942/43 über 3.900 jüdische Häftlinge direkt über Drancy in den „Osten“ deportiert; etwa 14.000 erlebten Gurs als eine Station auf dem Weg zur Deportation. Nach der Befreiung im Sommer 1944 wurde Gurs zum Internierungslager für deutsche Kriegsgefangene und französische Kollaborateure. Die endgültige Auflösung des Lagers erfolgte am 31.Dezember 1945. Quelle: Wetzel, Juliane: Gurs, Artikel in: Lexikon des Holocaust, hg. von Wolfgang Benz, München 2002, S. 94 undhttp://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/56/Nationale-Gedenkstätte-Gurs [Stand 01.08.2012]. Zur Geschichte der Lager in Frankreich allgemein vgl. Distel, Barbara: Frankreich. In: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jungendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeitslager, München 2009, S. 273-291. Digitale Kopien der ITS Sammlungen: Dokumentations- und Forschungszentrum über den Widerstand, Luxemburg,, Französisches Nationalarchiv, Paris,, Institut für nationales Gedenken, Warschau,, Staatsarchiv Belgien,, USHMM, Washington,, Wiener Library, London,, Yad Vashem, Jerusalem
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