Institut für deutsche Ostarbeit
Geschichte des Bestandsbildners Errichtung des Instituts durch Verordnung vom 19. April 1940 in Krakau als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter Leitung des Generalgouverneurs Hans Frank (Präsident) zur "wissenschaftlichen Klärung aller grundlegenden Fragen im Bereich des Generalgouvernements sowie der Veröffentlichung und Verbreitung damit verbundener Forschungsergebnisse". Bestandsgeschichte Der im Bundesarchiv befindliche Splitterbestand ist mit einer amerikanischen Rückgabe deutscher Akten im März 1960 in das Bundesarchiv gelangt. Der Bestand setzt sich im Wesentlichen zusammen aus Akten des Verwaltungsamtes des Instituts für Deutsche Ostarbeit bzw. dessen Abteilungen. Außerdem erhielt das Bundesarchiv Mikrofilme von Akten der Sektion Rassen- und Volkstumsforschung, die sich bis 2007 in den National Anthropological Archives der Smithsonian Institution in Washington, D.C. (USA) befanden und 2007 im Original an das Universitätsarchiv der Jagiellonen-Universität Krakau übergeben wurden. Archivische Bewertung und Bearbeitung Die aus den USA erhaltenen Akten trugen zunächst keine Signaturen. Die im Koblenzer Bundesarchiv bis 1962 vorgenommene Ordnung und Verzeichnung des Bestandes entspricht daher der Gliederung des Instituts für Deutsche Ostarbeit, wie sie 1941 bestand (vgl. "Jahrbuch 1941" des IDO). Kassiert wurden dabei Duplikate von Schriftstücken oder Rundschreiben sowie einige bedeutungslose Teile der überlieferten Akten. Für die aus den National Anthropological Archives erhaltenen Mikrofilme liegt eine amerikanisches Findbuch vor, das 2018 in übersetzter und angepasster Form in die Datenbank des Bundesarchivs (Basys) übertragen wurde. Bestandsbeschreibung Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden eindeutig die Akten des Verwaltungsamtes des Instituts für Deutsche Ostarbeit, so dass vor allem die Verwaltungstätigkeit des Forschungsinstituts nachvollzogen werden kann, während die Tätigkeit der einzelnen wissenschaftlichen Sektionen in der Regel völlig im Dunkel bleibt. Allein für die Sektion Rassen- und Volkstumsforschung gilt dies nicht, da dank der Mikrofilmabgaben aus den USA zahlreiche Publikationen und Berichte über deren Arbeit sowie große Mengen an anthropologischen Messdaten aus verschiedenen osteuropäischen Orten überliefert sind, die ein gutes Bild von den gesammelten Daten geben, auf denen die Forschungen der Sektion beruhten. Erschliessungszustand Findbuch (1962), US-Findbuch (2007), Online-Findbuch (2009, ergänzt 2018) Zitierweise BArch R 52-IV/... Geschichte des Bestandsbildners 1. Gründung, Aufgaben, Rechtsform Am 20. Apr. 1940 wurde das Institut für Deutsche Ostarbeit (IDO) in Krakau durch den Generalgouverneur Reichsminister Dr. Hans Frank gegründet. Ihm erschien die Schaffung eines großen wissenschaftlichen Ostforschungsinstituts mit universellen Aufgaben in Geistes- und Naturwissenschaft eine Notwendigkeit zur Verwaltung des von den Deutschen besetzten Ostraums. Als Zentralstelle deutscher Forschung sollte das Institut für Deutsche Ostarbeit die Stellung eines kulturellen Vorpostens im Osten wahrnehmen. § 3 der Gründungsverordnung umreißt die Aufgaben des Instituts wie folgt: "Aufgabe des Instituts für Deutsche Ostarbeit ist es, alle grundlegenden Fragen des Ostraums, soweit sie das Generalgouvernement betreffen, wissenschaftlich zu klären sowie die Forschungsergebnisse zu veröffentlichen und zu verbreiten. In Erfüllung dieser Aufgabe wird das Institut für Deutsche Ostarbeit mit anderen Einrichtungen ähnlicher Zielsetzung zusammenarbeiten." Gemäß der Gründungsverordnung vom 19. Apr. 1940 (VBlGG. S. 149) wurde der Rechtscharakter des Instituts als der einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Recht der Selbstverwaltung in unmittelbarer Unterstellung unter den Generalgouverneur als Präsidenten des Instituts festgelegt. Das Institut stand einer Dienststelle gleich und führte ein Dienstsiegel. Die Satzung der Akademie für Deutsches Recht, die als Gründung des Generalgouverneurs Reichsminister Dr. Hans Frank eine entsprechende Rolle im politischen Leben des Reiches spielte, war unmittelbar Vorbild für den rechtlichen Rahmen und die Organisation des Instituts für Deutsche Ostarbeit in Krakau. 2. Organe und Gliederung des Instituts Leiter und Präsident des Instituts war Generalgouverneur Reichsminister Dr. Hans Frank. Als Direktor des Instituts fungierte Dr. Wilhelm Coblitz, der verantwortlich für den Aufbau, die Gesamtlenkung des wissenschaftlichen Forschungsbetriebes sowie für die Verwaltungsführung zeichnete. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in elf Sektionen geleistet: Vorgeschichte, Geschichte, Kunstgeschichte, Recht, Wirtschaftswissenschaft, Landeskunde, Landwirtschaft, Gartenbau, Holz- und Forstwirtschaftwissenschaft, Geologie, Chemie, Linguistik und Rassen- und Volkstumsforschung. Die Sektion Rassen- und Volkstumforschung, der Dr. Erhard Riemann ab Nov. 1942 vorstand, umfasste drei Referate: Volkstumsforschung unter Dr. Heinrich Gottong, Rassenforschung unter Dr. Anton Plügel und Judenforschung unter Dr. Josef Somerfeldt. Die Verwaltungsführung oblag dem Verwaltungsamt, das in 5 Abteilungen gegliedert war. Die Büros des Hauptsitzes in Krakau befanden sich in den Gebäuden der Jagiellonen-Universität. Das Institut hatte Zweigstellen in Lemberg und Warschau. Nach Warschau war die gesamte sprachwissenschaftliche Forschung verlegt, nach Lemberg u. a. das Referat Rechtsgeschichte. Die beiden Zweigstellen sollten die unmittelbare Erfassung aller wissenschaftlichen Probleme Galiziens, des weiteren Ostens und Südostens, der Umgebung Warschaus mit der unmittelbaren Nachbarschaft des Warthegaues, Ost- und Westpreußens sowie der baltischen Gebiete durchführen. Die Zweigstellen waren Außenstellen, die dem Institut in Krakau unterstanden und in denen Teile der Gesamtaufgaben des Instituts durch Verlegung der Forschungsarbeit entsprechend dem Standortprinzip selbständig gelöst wurden.
- EHRI
- Archief
- de-002429-r_52_iv
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