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Verbände und Einheiten der Fliegertruppe der Luftwaffe

Geschichte des Bestandsbildners Die Akten stammen aus Rückführungen aus den USA und Großbritannien an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Von dort wurden die Akten 1968 an das Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv abgegeben. Bestandsbeschreibung Während von einigen Verbänden gar keine Unterlagen, von anderen nur wenige Einzelakten überliefert sind, ist von einer Reihe von Verbänden auch umfassendes Schriftgut mit Kriegstagebüchern, Tätigkeits- und Erfahrungsberichten, Abschuss- und Verlustmeldungen sowie Geschwader- und Gruppenbefehlen ins Bundesarchiv gelangt. Hervorzuheben sind die Unterlagen des Jagdgeschwaders 26, das die Reichsluftverteidigung im Westen und Norden des Reichsgebiets dokumentiert, und des Jagdgeschwaders 77, das außer zur Reichsluftverteidigung auch in Polen, auf dem Balkan, in Kreta, Russland und Italien eingesetzt war. Umfangreiches Schriftgut ist auch vom Kampfgeschwadern 4 aus den Einsätze in Polen, Norwegen, Holland, Frankreich, England, Afrika und Russland und vom Kampfgeschwader 51 aus den Einsätzen in Frankreich, England, Balkan und Russland überliefert. Der Polenfeldzug ist insbesondere in der Überlieferung der Kampfgeschwader 53, 55, 76 und 77 dokumentiert. Vom Kampfgeschwader 55 liegt auch ausführliches Schriftgut aus dem Krieg gegen die Sowjetunion vor, u.a. zur Versorgung der 6. Armee in Stalingrad. Zitierweise BArch RL 10/... Geschichte des Bestandsbildners Allgemein: Mit der offiziellen Errichtung der Luftwaffe als eigener Wehrmachtteil zum 1. März 1935 wurden für Luftverteidigung, Luftangriff und Luftaufklärung fliegende Verbände aufgestellt. Bis zum 1. Mai 1939 führten die Geschwader und selbständigen Gruppen dreistellige Nummern: Die letzte Zahl bezeichnete den Luftkreis, später Luftflotte; die mittlere Zahl bezeichnete die Waffengattung (2 Fernaufklärung, 3 Jagd, 4 Zerstörer, 5 Kampf, 6 Sturzkampf, 7 Transport, 8 Träger, 9 Bordflieger, 0 Küstenflieger); die erste Zahl bezeichnete die laufende Nummer innerhalb des Luftkreises bzw. der Luftflotte. Die Aufklärungsgruppen (H) hatten eine zweistellige Nummer: Die letzte Zahl bezeichnete den Luftkreis, später Luftflotte; die erste Zahl die laufende Nummer in diesem. Die Nah- und Fernaufklärer sowie einige wenige Gruppen, u.a. die Küstenfliegergruppen des ehemaligen Luftkreises 6, behielten ihre Numerierung. Alle anderen Verbände verloren ihre bisherige Bezeichnung. Am 1. Mai 1939 wurden den Luftflotten folgende Nummern zugewiesen: Luftflotte 1: 1-25 Luftflotte 2: 26-50 Luftflotte 3: 51-75 Luftflotte 4: 76-100 Bei der Planung war demnach vorgesehen, dass z.B. bei der Luftflotte 1 die Kampfgeschwader 1 bis 5, die Sturzkampfgeschwader 1 und 2, die Zerstörergeschwader 1 und 2 sowie die Jagdgeschwader 1 bis 3 aufgestellt werden sollten. Da vorgesehene Aufstellungen nur teilweise umgesetzt werden konnten, wurde von dieser Planung abgewichen. Bei der Aufstellung erster Nachtjagdgeschwader, Schlachtgeschwader oder Transportverbände wurde, unabhängig von der Luftflotte, bei der Zählung mit 1 begonnen. Auch Neuaufstellungen an Kampfgeschwadern und Jagdgeschwadern im Krieg schlossen sich an die erste Nummerngruppe an. Mobilmachungseinheiten hatte die Luftwaffe aufgrund fehlender Flugzeuge und Besatzungen nicht. Flugzeugneubauten und ausgebildete Besatzungen reichten in der Regel nur aus, die Gruppenstärke zu halten. Ein Geschwader hatte in der Regel drei Gruppen, die IV. Gruppe bei den Kampfgeschwadern waren Ergänzungsgruppen. Eine Gruppe hatte drei Staffeln, eine Führungskette und etwa 50 Flugzeuge. Nur die Jagdgeschwader erhielten 1944 eine 4. Staffel für jede Gruppe, vielfach auch eine IV. Gruppe. Grundsätzliche Gliederung eines Geschwaders: I. Gruppe mit 1.-3. Staffel II. Gruppe mit 4.-6. Staffel III. Gruppe mit 7.-9. Staffel Aufklärungsverbände: Die (H)-Gruppen waren bei Mobilmachung zum Einsatz beim Heer bestimmt. Sie wurden als Gruppen aufgelöst, die Staffeln wurden den einzelnen Armeen in wechselnder Folge zugewiesen. Die Stäbe dieser Gruppen und die drei vorhandenen Geschwaderstäbe bildeten die Koluft-Stäbe (Kommandeur der Luftstreitkräfte) bei den Heeresgruppen und Armeen. Im Sommer 1942 wurde die Dienststelle des Generals der Luftwaffe beim Oberbefehlshaber des Heeres, dem bisher alle Heeresflieger unterstellt waren, mit den Koluft bei allen Heeresgruppen und Armeen aufgehoben. Die Aufklärungsstaffeln (H) wurden nun der Luftwaffe unterstellt. Aus den Stäben der Koluft wurden Nahaufklärungsabteilungen gebildet, denen die einzelnen Staffeln unter der bisherigen Bezeichnung unterstellt wurden. Erst 1943 und 1944 wurden sie in die neuen Gruppen fest eingegliedert. In der Regel war eine solche Gruppe auf die Zusammenarbeit mit einer Armee oder Panzerarmee angewiesen. In gleicher Weise entstanden seit 1942 die Fernaufklärungsgruppen. Sie waren für die Zusammenarbeit mit den Heeresgruppen bestimmt. Die Aufklärungsgruppe ObdL (Oberbefehlshaber der Luftwaffe) war eine Spezialeinheit für Lichtbildaufnahmen aus Höhen über 9000 Meter. Diese wurde im Winter 1942/43 Versuchsverband ObdL mit den Staffeln 1.-3. (F)/100 (ohne Gruppenstab). Die Aufklärungsgeschwader 101 bis 103 waren aus Schulen entstanden und wurden nicht an der Front eingesetzt. Jagdverbände: Den Jagdverbänden oblag die Verteidigung des Luftraums über dem Heimatgebiet sowie über dem von eigenen Truppen besetzten Feindterritorium. 1943 erfolgte die Aufstellung der Jagdgeschwader 300 bis 302 für die Tag- und Nachtjagd im Reichsgebiet unter der Bezeichnung „Wilde Sau". Das Jagdgeschwader 400 wurde im Sommer 1944 als erstes mit dem Strahl-Flugzeug (Düsen-Flugzeug) Me 163 ausgerüstet. Die Nachtjagdgeschwader waren zunächst für die „helle" Nachtjagd in Verbindung mit Flak-Scheinwerfer-Regimentern auf den Hauptanflugschneisen der alliierten Bomberverbände eingesetzt. Beim späteren Einsatz in der „dunklen" Nachtjagd wurden durch Funkmessgeräte („Würzburg-Riesen") die einzelnen über der Funkmessstellung kreisenden Nachtjäger vom Boden aus durch Jägerleitoffiziere („Ilo") auf jeweils ein alliiertes Flugzeug eines Bomberverbandes angesetzt und durch Funksprechverkehr geführt. Die Zerstörergeschwader waren ursprünglich als Begleitschutz für die langsameren Bombergeschwader eingesetzt. Nach Erhöhung der Geschwindigkeit und Eindringtiefe der Kampfverbände konnte diese Aufgabe nicht mehr erfüllt werden. Die Zerstörergeschwader wurden als Jagdbomber oder Nahkampfflugzeuge eingesetzt, später aufgelöst oder umgegliedert. Die Zerstörergruppe 210 war ursprünglich ein Versuchsverband. Die Jagdgeschwader 101 bis 107 sowie das Zerstörergeschwader 101 waren Schuleinheiten. Kampfverbände: Kampfverbände dienten dem offensiven Luftkrieg. Während des Kriegseinsatzes vermischte sich die Aufgabenteilung zwischen den Defensiv- und den Offensivverbänden jedoch häufig. Das Kampfgeschwader 200 war ein Versuchsverband. Die Kampfgeschwader 101 bis 105 waren Schulgeschwader. Sturzkampfverbände waren zur unmittelbaren Unterstützung des Heeres bestimmt. Einige Staffeln dienten speziell der Panzerbekämpfung. Im Oktober 1943 erhielten die Verbände die Bezeichnung Schlachtgeschwader. Die Sturzkampfgeschwader 101 und 102, später die Schlachtgeschwader 101 bis 104 und 111 waren Schulen. Das Sturzkampfgeschwader / Schlachtgeschwader 151 war eine Ergänzungseinheit. Die ersten Nachtschlachtgruppen wurden im November 1943 aus den Störkampfstaffeln der Luftflotten im Osten gebildet. Transportverbände: Die Kampfgeschwader z.b.V. und Kampfgruppen z.b.V. waren Transportflieger. Die Verbände wurden für die Versorgung der Truppen bei Großeinsätzen (z.B. Norwegen, Moskau, Demjansk, Stalingrad und Afrika) eingesetzt, danach meist wieder aufgelöst und dem Chef des Ausbildungswesens zur Verfügung gestellt. Im Sommer 1943 erfolgte die Umbenennung in Transportgeschwader bzw. Transportgruppen. Lehrgeschwader: Das Lehrkampfgeschwader 1 hatte drei Kampfgruppen, eine Sturzkampfgruppe und eine Zerstörergruppe. Es zählte zu den Kampfgeschwadern. Das Lehrgeschwader 2 hatte eine Jagdgruppe, eine Schlachtgruppe, eine Seeaufklärungsgruppe und eine Nachtjagdstaffel. Das Geschwader wurde nie geschlossen eingesetzt. Die vorgesehene Aufstellung des Lehrgeschwader 3 wurde nicht mehr realisiert. Luftdiensteinheiten: Die Aufgabe von Luftdiensteinheiten bestand in der Durchführung der Zieldarstellung für die Flakartillerie. Die Luftdienstverbände, die später in Luftdienstabteilungen umbenannt wurden, umfassten zwei oder mehr Luftdienstkommandos (Staffeln). Diese Kommandos waren meist in Luftdienst-Teilkommandos aufgegliedert, da ein Kommando mehrere Standorte umfasste. Mit Wirkung vom 20. April 1944 wurden die Luftdienstverbände im Heimatkriegsgebiet sowie in den Luftgauen Westfrankreich und Belgien-Nordfrankreich zu Fliegerzielgeschwadern, Fliegerzielgruppen und Fliegerzielstaffeln unter Führung der Fliegerzieldivision zusammengefasst. Es bestanden: Fliegerzielgeschwader 1 mit 4 Gruppen und 15 Staffeln Fliegerzielgeschwader 2 mit 4 Gruppen und 12 Staffeln Fliegerzielgeschwader 3 mit 3 Gruppen und 9 Staffeln. Wettererkundungsstaffeln: Anfang 1938 wurde auf dem Fliegerhorst Berlin-Gatow mit der Aufstellung einer „Großraum-Erkundungsstaffel 1" (Wettererkundungsstaffel 1) des Oberkommandos der Luftwaffe begonnen. Im Sommer 1939 existierten insgesamt vier Wettererkundungsstaffeln bei den Luftflotten 1 bis 4. Im Laufe des Krieges kamen weitere Wettererkundungsstaffeln hinzu, wobei bereits bestehende aufgelöst oder zusammengelegt wurden. Es gab bis zu elf Wettererkundungsstaffeln nebeneinander. Als Beobachter wurden in erster Linie Meteorologen des Reichswetterdienstes eingesetzt, die sich freiwillig meldeten. Ab Juni 1944 wurden die bestehenden Wettererkundungsstaffeln nach und nach aufgelöst. Bei Kriegsende bestanden noch die Wettererkundungsstaffeln 1, 3 und 7. Seenotstaffeln: Die Seenotstaffeln unterstanden Seenotbereichskommandos. Ein oder mehrere Seenotbereichskommandos unterstanden einem Seenotdienstführer bei jeder Luftflotte. Ergänzungsverbände: Die Ergänzungsgeschwader entstanden erst Ende 1944 durch Zusammenfassung bisher selbständiger Gruppen. Küstenfliegergruppen, Bordfliegergruppen: Die Küstenfliegergruppen unterstanden zunächst dem General der Luftwaffe beim Oberbefehlshaber der Marine (ObdM), ab 1942 dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe. Die Überlieferung ist im Bestand RM 118 (Verbände der Marineflieger der Kriegsmarine) verzeichnet, da meist nur Unterlagen aus der Zeit vor 1942 vorhanden sind. Flugzeugüberführungsgeschwader 1: Im Mai 1943 wurde das Flugzeugüberführungswesen neu geregelt. Die bisher bei den Luftzeuggruppen bestehenden Überführungskommandos wurde aufgelöst. Deren Aufgabe übernahm das Flugzeugüberführungsgeschwader 1. Es war verantwortlich für die Überführung der Flugzeuge von der Industrie zur Truppe. Das Geschwader gliederte sich wie folgt: Flugzeugüberführungsgruppe West, Flugzeugüberführungsgruppe Ost, Flugzeugüberführungsgruppe Nord, Flugzeugüberführungsgruppe Süd, Flugzeugüberführungsgruppe Süd-Ost, Flugzeugüberführungsgruppe Mitte, Ergänzungsgruppe. Sonstige fliegende Verbände: Die Luftlandeverbände, die Fliegergruppe z.b.V. der 7. Flieger-Division, die Schleppgruppen und die G.S.-Kommandos (Großraum-Segler oder „Gigant") wurden nur selten und zu besonderen Aktionen eingesetzt. Selbständige Staffeln gab es, neben den Wettererkundungsstaffeln, Seenotstaffeln und Verbindungsstaffeln, für verschiedene Aufgaben, u.a.: (Eis.)Staffeln bei den Kampfgeschwadern zur Zerstörung der Eisenbahnlinien, Korpstransportstaffeln bei den Fliegerkorps, Kurierstaffeln bei allen höheren Kommandobehörden, Wüstennotstaffeln. Die ca. 36 Verbindungs- und Kurierstaffeln wurden Ende 1943/Anfang 1944 mit neuen Nummern als Staffeln dem neu aufgestellten Flugzeugverbindungsgeschwader 2 eingegliedert.

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