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Bismarck, Otto Fürst v.

Geschichte des Bestandsbildners Lebensdaten 1.4.1815 geboren in Schönhausen (Altmark), Vater: Gutsbesitzer Ferdinand von Bismarck Mutter: Wilhelmine Luise (geb. Mencken) 1821 Besuch der Plamannschen Lehranstalt in Berlin 1827-1830 Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin 1830 Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin 1832 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Göttingen Aufnahme in das landsmannschaftliche Studentenkorps "Hannovera"(später rühmt er sich, "innerhalb von drei Semestern 28 Mensuren gehabt und immer gut davongekommen zu sein.") Febr. 1833 Erste Karzerstrafe wegen Anwesenheit bei einem Pistolenduell Sept. 1833 Wechsel an die Universität Berlin 1835 Erstes juristisches Staatsexamen Referendariat am Königlichen Stadtgericht in Berlin 1836 Regierungsreferendar in Aachen. 1837 Der Verwaltungstätigkeit überdrüssig, lässt sich Bismarck wegen Unwohlseins beurlauben und reist monatelang ohne genehmigten Urlaub seiner ersten großen Liebe hinterher. Bei seiner Rückkehr wird er aus dem Regierungsdienst in Aachen entlassen. Fortsetzung der Referendarzeit bei der Potsdamer Provinzialregierung 1838 Abbruch des Referendariats und Beginn des Militärdiensts als Einjährig-Freiwilliger 1.1.1839 Bismarcks Mutter stirbt. Otto und sein Bruder Bernhard übernehmen gemeinsam die Bewirtschaftung der väterlichen Güter Kniephof, Külz und Jarchelin in Pommern. 1844 Fortsetzung der Referendarzeit in Potsdam. Nach zwei Wochen bricht er seine Ausbildung erneut ab und entscheidet sich damit endgültig gegen die Beamtenlaufbahn. Okt. 1845 Eintritt als Abgeordneter in den Provinziallandtag von Pommern 22.11.1845 Bismarcks Vater stirbt Febr. 1846 Bismarck übernimmt das väterliche Gut Schönhausen Herbst 1846 Ernennung zum Deichhauptmann von Jerichow für das rechte Elbufer 8.5.1847 Bismarck rückt als Stellvertreter eines erkrankten Abgeordneten in den Vereinigten Preußischen Landtag nach. Mit seinen Reden und Wortmeldungen erwirbt er sich rasch den Ruf als Gegner des bürgerlichen Liberalismus. 28.7.1847 Heirat mit Johanna von Puttkamer in Reinfeld/Pommern (aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Marie (1848-1926), Herbert (1849-1904) und Wilhelm (1852-1901)) 1848 Mitbegründer und zeitweiliger Mitarbeiter der konservativen "Neuen Preußischen Zeitung", nach dem Eisernen Kreuz im Titelkopf bald nur noch "Kreuzzeitung" genannt. 18./19.8. 1848 Teilnahme am so genannten Junkerparlament in Berlin, einer konservativen Tagung zur Wahrung der Interessen der Grundbesitzer 5.2.1849 Wahl in die Zweite Kammer des Preußischen Landtags 31.1.1850 Wahl zum Abgeordneten des Erfurter Unionsparlaments, das über eine Verfassung für die geplante Union von 26 kleineren deutschen Staaten unter Preußens Vorsitz beraten soll 3.12.1850 Im Preußischen Landtag verteidigt Bismarck die "Olmützer Punktuation", in der Preußen mit Rücksicht auf Österreich von einer Fortführung der Unionspolitik absieht 8.5.1851 Ernennung zum Geheimen Legationsrat und Rat bei der preußischen Gesandtschaft am Bundestag in Frankfurt/Main 15.7.1851 Ernennung zum preußischen Bundestagsgesandten in Frankfurt/Main; sein vorrangiges Ziel ist die Gleichstellung der beiden Großmächte Preußen und Österreich innerhalb des Deutschen Bundes und die Reduzierung der österreichischen Präsidentschaft auf eine bloße Ehrenstellung 2.12.1851 Wiederwahl in die zweite Kammer des Preußischen Landtags 25.3.1852 Unblutiges Pistolenduell mit dem liberalen Abgeordneten Georg Freiherr von Vincke (1811-1875) nach einer sehr persönlich geratenen Kammerdebatte um die Zollpolitik 21.11.1854 Berufung in das preußische Herrenhaus, der 1. Kammer des preußischen Landtags 1859-1862 Preußischer Gesandter am russischen Hof in St. Petersburg März-Sept. 1862 Preußischer Gesandter in Paris 23.9.1862 Berufung zum vorläufigen preußischen Ministerpräsidenten durch Wilhelm I. von Preußen; bis 1866 regiert Bismarck ohne parlamentarisch genehmigtes Budget 8.10.1862 Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen 8.2.1863 Unterzeichnung der Alvenslebenschen Konvention 16.9.1864 Erhebung in den Grafenstand 7.5.1864 Der Tübinger Student Ferdinand Cohen-Blind, Stiefsohn eines 1848er Revolutionärs, verübt in Berlin Unter den Linden ein Pistolen-Attentat auf Bismarck, um gegen dessen antiliberale Politik zu demonstrieren. Bismarck bleibt unverletzt und deutet dies als gutes Omen für seine Politik. 12.2.1867 In Anerkennung seiner Verdienste um Preußen erhält er von König Wilhelm I. eine Dotation über 400.000 Taler, von der er unter anderem das Gut Varzin bei Köslin in Pommern erwirbt 14.7.1867 Bismarck wird Kanzler des unter preußischer Führung gegründeten Norddeutschen Bundes, dessen Verfassung inklusive allgemeinem und gleichem Wahlrecht weitgehend auf seine eigenen Entwürfe zurückgeht. 21.3.1871 Erhebung in den erblichen Fürstenstand und Ernennung zum ersten Reichskanzler des neu gegründeten Deutschen Reichs; seine Ämter als preußischer Ministerpräsident und Außenminister behält er bei 24.6.1871 In Anerkennung seiner Verdienste um Preußen erhält er von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald bei Friedrichsruh im Herzogtum Lauenburg übereignet. 22.10.1873 Das Drei-Kaiser-Abkommen zwischen Österreich, Russland und dem Deutschen Reich ist das erste einer Reihe von Abkommen in Bismarcks so genanntem Bündnissystem, welches das europäische Gleichgewicht und damit die Position des seiner Ansicht nach saturierten Deutschlands in der Mitte Europas sichern soll. Insbesondere die Gefahr eines französisch-russischen Bündnisses sucht er einzudämmen 13.7.1874 Der katholische Böttchergeselle Eduard Kullmann (1853-1892) verübt in Kissingen ein Pistolen-Attentat auf Bismarck, bei dem dieser leicht am rechten Handgelenk verwundet wird. Obwohl sich die Zentrumspartei kurz darauf von dem Täter distanziert, trägt der Vorfall wesentlich zur Verschärfung des Kulturkampfes bei. Kullmann selbst wird im Oktober 1874 zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. 18.10.1878 Mit dem Reichsgesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie", dem so genannten Sozialistengesetz, erreicht Bismarck das seit 1874 von ihm geforderte Verbot der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und der Arbeiterbewegung. Sein Ziel, die Sozialdemokratie nachhaltig zu zerstören, erreicht er nicht. 15.9.1880 Bismarck übernimmt das preußische Handelsministerium und schlägt in Abkehr vom bisherigen "Laissez Faire" eine Politik des ordnenden staatlichen Eingriffs ein 15.6.1888 Mit der Thronbesteigung Wilhelms II. wandelt sich das seit den 1870er Jahren unveränderte Machtgefüge an der Spitze des Deutschen Reiches, da der junge Kaiser im Gegensatz zu seinem Großvater Wilhelm I. nicht gewillt ist, sich dem Willen Bismarcks unterzuordnen. 31.1.1890 Rücktritt von dem für die Sozialpolitik zuständigen Amt des preußischen Handelsministers 15.3.1890 Bruch zwischen Kaiser Wilhelm II. und Bismarck 18.3.1890 Bismarck reicht sein Abschiedsgesuch ein, das so geschickt formuliert ist, dass dem Kaiser die ganze Verantwortung für das Zerwürfnis zufällt. Das Gesuch wird erst unmittelbar nach Bismarcks Tod veröffentlicht. 20.3.1890 Entlassung Bismarcks als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident 27.11.1894 Tod von Bismarcks Frau Johanna 1.4.1895 Zu seinem 80. Geburtstag erreicht der Bismarck-Kult einen vorläufigen Höhepunkt: Über 450 Städte verleihen Bismarck die Ehrenbürgerschaft, 9.875 Telegramme und 450.000 Briefe werden vom Postamt in Friedrichsruh ausgeliefert, Tausende pilgern zu Bismarcks Ruhesitz. 30.7.1898 Otto von Bismarck stirbt in Friedrichsruh bei Hamburg. Die Familie widersetzt sich dem Wunsch Kaiser Wilhelms II., den Leichnam nach Berlin zu überführen. Die Beisetzung findet gemäß Bismarcks Vorgaben in Friedrichsruh statt. Nov. 1898 Die ersten zwei Bände von Bismarcks "Gedanken und Erinnerungen" erscheinen. Innerhalb kürzester Zeit sind die ersten 100.000 Exemplare vergriffen. Der dritte Band, der die Umstände der Entlassung Bismarcks schildert, darf erst 1919, nach dem Sturz der Hohenzollernmonarchie, veröffentlicht werden. Von den über 700 Bismarck-Denkmälern, die bis 1914 im Deutschen Reich in Planung sind, werden mindestens 500 realisiert. Bestandsbeschreibung Personalunterlagen, Autographen, Materialien aus dem Arbeitsgebiet des Chefs der Reichskanzlei Tiedemann sowie Lesefilme des im Bismarck-Archiv in Friedrichsruh verwahrten Hauptteils des Nachlasses mit Unterlagen zur Familiengeschichte, Manuskripten und umfangreichen politischen Korrespondenzen (auch der Söhne Herbert, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, und Bill, zuletzt Oberpräsident von Ostpreußen). (Stand: 1977) Inhaltliche Charakterisierung Der nur sehr bruchstückhafte Bestand entstammt dem Schlossarchiv Varzin und wurde Anfang 1955 von dem, nach dem Zusammenbruch in Südamerika lebenden Urenkel, Graf Rule Bismarck (Enkel des Grafen Wilhelm Bismarck), auf dem Autographenmarkt über die Firma Stargardt zum Verkauf angeboten. Von dieser erwarb das Bundesarchiv das Material. Auf welche Weise Fürst Bismarck seinerzeit in den Besitz der amtlichen Personal- und Prüfungsakten über sich gelangt ist, ließ sich nicht mehr nachweisen. Dem Bestand wurden die Bismarck betreffenden Einzelstücke aus den Kleinen Erwerbungen (KLErw) sowie Bismarck-Autographen aus weiteren Versteigerungen hinzugefügt. Das Findbuch nach dem Stand Juli 1955 / April 1959 / April 1970 verweist auf weitere Bismarck-Betreffe in den Kleinen Erwerbungen 5; 20; 33; 319/4, 13, 17, 21; 329/1; 527/2. Nach der Auflösung der Kleinen Erwerbungen sind diese Unterlagen nun in den folgenden Beständen zu finden: KlErw 5 à BSG 1/13 KlErw 20 à BSG 1/12 KlErw 33 à N 1625 Nachlass Heinrich von Poschinger KlErw 319 à N 1587 Nachlass Robert von Hepke KlErw 329 à N 2001 Nachlass Wilhelm Abegg KlErw 527 à N 1784 Nachlass Friedrich Heilbron Hinzuweisen ist auf die umfangreiche Bismarck-Überlieferung in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Fürstlich von Bismarck´sches Archiv, Otto-von-Bismarck-Stiftung). Diese liegt im Bundesarchiv auf Mikrofiche vor (117 Filme, 269 K - 385 K). Zitierweise BArch N 1024/...

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