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Trott zu Solz, Adam von

Geschichte des Bestandsbildners Hans Adam von Trott zu Solz wurde am 9. Aug. 1909 in Potsdam geboren, wuchs aber auf dem Sitz der Familie, Schloss zu Imshausen bei Bebra auf. Die Familie ist ein uraltes hessisches Geschlecht. Sein Vater war preußischer Kultusminister, der im Jahre 1911 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften auf Anregung des Kaisers und Adolf von Harnacks ins Leben rief. Er studierte Rechtswissenschaften, und zwar auch in Oxford als Stipendiat der Rhodes-Stiftung. Seine Dissertation befasste sich mit „Hegels Staatsphilosophie und das Internationale Recht" (32). Er gab auch Heinrich von Kleists politische und journalistische Schriften heraus (36). Nach dem Assessorexamen trat er in den diplomatischen Dienst. Bei seiner geistigen Aufgeschlossenheit und seiner Kenntnis des Auslandes konnte nicht ausbleiben, dass er sich der Widerstandsbewegung gegen Hitler mit ganzer Kraft und Leidenschaft zur Verfügung stellte. Es gelang ihm, oft mit Sonderaufträgen des Auswärtigen Amtes als Legationsrat im Ausland zu weilen und dabei unter mühevoller Tarnung Verbindungen herzustellen, wenn auch ohne nachhaltigen Erfolg. So erreichte er, noch im Juli 1939 von Neville Chamberlain und Lord Halifax empfangen zu werden. Er empfahl eine feste und starke Haltung vor Ausbruch des Krieges. Im Okt. 1939, nach der Niederwerfung Polens reiste er nach New York. Dort trat er durch Felix Morley, auch ein Rhodesstipendiat in Oxford, mit dem Präsidenten Roosevelt in Verbindung. Er versuchte ihn, nach Morleys Tagebüchern, zu einer Politik zu bestimmen, die die Widerstandsbewegung in Deutschland nicht entmutigen müsse. Roosevelt schien auch zu begreifen, wurde dann aber von seinen Ratgebern umgestimmt, die bedingungslose Kapitulation anzusteuern. 1940 kehrte v. Trott - inzwischen Legationsrat - über Japan zurück. Während der Kriegszeit arbeitete er im gleichen Sinn. Graf Stauffenberg hatte an ihm einen besonders eifrigen Helfer gefunden. Bekanntgeworden ist sein Referat vor dem Kreisauer Kreis über die Frage, wie wohl die Alliierten bei einem Staatsstreich reagieren würden. Einige Mitglieder glaubten an die Möglichkeit eines Separatfriedens mit dem Westen auf der Grundlage europäischer Solidarität. Adam von Trott war damals schon sehr skeptisch und stürzte sich dabei u.a. auf die Misserfolge der Pastoren Bonhoeffer und Schönfeld bei ihrem Zusammentreffen mit dem Bischof von Chichester in Schweden. Von 1943 ab hat von Trott wieder durch Mittelsmänner Botschaften an Roosevelt über die Schweiz vermittelt. Anfang 1944 überarbeitete von Trott nochmals seine Studie „Deutschland zwischen Ost und West", in der er seine Auffassung von den politischen Möglichkeiten Deutschlands niederlegte. Als schließlich das Attentat vom 20. Juli 1944 stattfand, wurde auch von Trott, der als Staatssekretär für das Auswärtige Amt ausersehen war, bald verhaftet. Das Volksgericht verurteilte ihn schon am 14. Aug. 1944 zum Tod, worauf er am 26. Aug. in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Ein kurzer Lebensabriss findet sich in „Das Gewissen steht auf" von Annedore Leber (1954). Eine eingehende Biographie schrieb der Engländer Christopher Sykes 1968 unter dem Titel „Troubled Loyalty", die 1970 von K.H. Abshagen ins Deutsche übersetzt (Titel: Adam von Trott, Eine deutsche Tragödie, Dietrichs Verlag) und aus diesem Anlass nochmals überarbeitet worden ist Sykes war mit von Trott, seit dem Studium in Oxford bekannt. Erstmals wurde mit dieser eingehenden Biographie in aller Deutlichkeit bekannt, welches Ausmaß das Misstrauen erlangt hatte, dass sich in England und Amerika seit Mitte der dreißiger Jahre gegen Deutschland angesammelt hatte und alle echten Ansätze einer Zusammenarbeit mit dem deutschen Widerstand von Anfang an vereitelte. Die Biographie löste eine neuerliche Diskussion über den Widerstand und seine mangelnde Ermutigung von außen aus. Von Trott's Bruder Werner von Trott hat sich schriftstellerisch um das Verständnis des Widerstands bemüht (1958:Widerstand heute; 1963: Der Untergang des Vaterlandes). Er starb am 12. Juli 1963 in Tutzing. Literaturhinweise: Giles MacDonogh: A good German. Adam von Trott zu Solz, London 1989; Henry Ozelle Malone: Adam von Trott zu Solz. Werdegang eines Verschwörers. 1909-1938. aus d. Amerikan. Berlin 1986; Christopher Sykes: Adam von Trott. Eine deutsche Tragödie. Düsseldorf 1969; Götz von Selle: Adam von Trott zu Solz, Sdr. 1954; Lindgren, Henrik: Adam von Trotts Reisen nach Schweden 1942-1944, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 18 (1970), S. 274-291; Bethge, E.: Adam von Trott und der deutsche Widerstand, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 11 (1963), S. 213-223; Astor, D.: Adam von Trott: A personal view, in: The challenge of the Third Reich. Oxford 1986, S. 17-34; Blasius, Rainer A. Adam von Trott zu Solz, in: Zwanzigster Juli. Portraits des Widerstands. Hrsg. Rudolf Lill, Heinrich Oberreuther. Düsseldorf, Wien 1984; Furtwängler, Frnz Josef: Adam von Trott zu Solz- wie ich ihn kannte, in: Ein Leben für die Freiheit. Eine Besinnung auf die Männer des 20. Juli 1944 anl. der Einweihung der Vertriebenen-Siedlung Adam von Trott zu Solz in Kassel. Bearb. von August Franke. Kassel 1960. S. 51-56; Sykes, Christopher: Troubled loyality. A biography of Adam von Trott zu Solz. London 1968 Der Lebensweg von Adam von Trott zu Solz, in: Ein Leben für die Freiheit. Kassel 1960. S. 13-50 Bestandsbeschreibung Korrespondenzen, Ausarbeitungen und Materialsammlungen von Trotts u.a. zu seiner Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Inhaltliche Charakterisierung Vorbemerkung Hans von Adam Trott zu Solz wurde am 9. Aug. 1909 in Potsdam geboren, wuchs aber auf dem Sitz der Familie, Schloss zu Imshausen bei Bebra auf. Die Familie ist ein uraltes hessisches Geschlecht. Sein Vater war preußischer Kultusminister, der im Jahre 1911 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften auf Anregung des Kaisers und Adolf von Harnacks ins Leben rief. Er studierte Rechtswissenschaften, und zwar auch in Oxford als Stipendiat der Rhodes-Stiftung. Seine Dissertation befasste sich mit „Hegels Staatsphilosophie und das Internationale Recht" (32).Er gab auch Heinrich von Kleists politische und journalistische Schriften heraus (36). Nach dem Assessor-Examen trat er in den diplomatischen Dienst. Bei seiner geistigen Aufgeschlossenheit und seiner Kenntnis des Auslandes konnte nicht ausbleiben, dass er sich der Widerstandsbewegung gegen Hitler mit ganzer Kraft und Leidenschaft zur Verfügung stellte. Es gelang ihm, oft mit Sonderaufträgen des Auswärtigen Amtes als Legationsrat im Ausland zu weilen und dabei unter mühevoller Tarnung Verbindungen herzustellen, wenn auch ohne nachhaltigen Erfolg. So erreichte er, noch im Juli 1939 von Neville Chamberlain und Lord Halifax empfangen zu werden. Er empfahl eine feste und starke Haltung vor Ausbruch des Krieges. Im Okt. 1939, nach der Niederwerfung Polens reiste er nach New York. Dort trat er durch Felix Morley, auch ein Rhodesstipendiat in Oxfort, mit dem Präsidenten Roosevelt in Verbindung. Er versuchte ihn, nach Morleys Tagebüchern, zu einer Politik zu bestimmen, die die Widerstandsbewegung in Deutschland nicht entmutigen müsse. Roosevelt schien auch zu begreifen, wurde dann aber von seinen Ratgebern umgestimmt, die bedingungslose Kapitulation anzusteuern, 1940 kehrte v. T. - inzwischen Legationsrat - über Japan zurück. Während der Kriegszeit arbeitete er im gleichen Sinn. Graf Stauffenberg hatte an ihm einen besonders eifrigen Helfer gefunden. Bekannt geworden ist sein Referat vor dem Kreisauer Kreis über die Frage, wie wohl die Alliierten bei einem Staatsstreich reagieren würden. Einige Mitglieder glaubten an die Möglichkeit eines Separatfriedens mit dem Westen auf der Grundlage europäischer Solidarität, v. T. war damals schon sehr skeptisch und stützte sich dabei u.a. auf die Misserfolge der Pastoren Bonhöeffer und Schönfeld bei ihrem Zusammentreffen mit dem Bischof von Chichester in Schweden. Von 1943 ab hat v. T. mehrfach wieder durch Mittelsmänner Botschaften an Roosevelt über die Schweiz vermittelt. Anfang 1944 überarbeitete v. T. nochmals seine Studie „Deutschland zwischen Ost und West", in der er seine Auffassung von den politischen Möglichkeiten Deutschlands niederlegte. Als schließlich das Attentat vom 20. Juli 1944 stattfand, wurde auch v. T., der als Staatssekretär für das Auswärtige Amt ausersehen war, bald verhaftet. Das Volksgericht verurteilte ihn schon am 14. Aug. 1944 zum Tod, worauf er am 26. Aug. in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Ein kurzer Lebensabriss findet sich in „Das Gewissen steht auf" von Annedore Leber (1954). Eine eingehende Biographie schrieb der Engländer Christopher Sykes 1968 unter dem Titel „Troublet Loyalty", die 1970 von K.H. Abshagen ind Deutsche übersetzt „Titel: Adam von Trott, Eine deutsche Tragödie; Dietrichs Verlag) und aus diesem Anlass nochmals überarbeitet worden ist. Sykes war mit v. T. seit dem Studium in Oxfort bekannt. Erstmals wurde mit dieser eingehenden Biographie in aller Deutlichkeit bekannt, welches Ausmaß das Misstrauen erlangt hatte, das sich in England und Amerika seit Mitte der dreißiger Jahre gegen Deutschland angesammelt hatte und alle echten Ansätze einer Zusammenarbeit mit dem deutschen Widerstand von Anfang an vereitelte. Die Biographie löste eine neuerliche Diskussion über den Widerstand und seine mangelnde Ermutigung von außen aus. v. T.s Bruder Werner v. T. hat sich schriftstellerisch um das Verständnis des Widerstand bemüht (1958: Widerstand heute; 1963: Der Untergang des Vaterlandes). Er starb am 12. Juli 1963 in Tutzing. Zitierweise BArch N 1416/... 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Collectie
  • EHRI
Type
  • Archief
Rechten
Identificatienummer van European Holocaust Research Infrastructure
  • de-002579-n_1416
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